FeNO
Christoph Glösenkamp
03.07.2023
Weniger ist Mehr
Die FeNO-Messung ist ein Verfahren, das verwendet wird, um den Grad einer bestimmten Entzündung in Ihren Atemwegen zu messen. "FeNO" steht für "Fraktioniertes exhalierendes Stickstoffmonoxid". In einfachen Worten ist es ein Maß dafür, wie viel Stickstoffmonoxid (NO) in ihrer Ausatemluft ist.
Stickstoffmonoxid ist ein Gas, das man wahrscheinlich schon mal als einen gefährlichen Stoff aus der Umwelt wahrgenommen hat. Das freigesetzt wird bei Verbrennungsmotoren und unsere Gesundheit schädigen kann. Das stimmt.
NO kommt aber auch ganz natürlich in unseren Körpern vor, und spielt dort eine wichtige Rolle an Blutgefäßen und als Botenstoff. Unter anderem wird es von den Zellen gebildet, die die Luftwege auskleiden. Bei jeder Ausatmung werden dann einige NO-Moleküle mit freigesetzt. Die Konzentration in der Ausatemluft können wir messen, und gilt somit als Indikator, wieviel NO in den Zellen der Atemwege freigesetzt wird. Je höher der Wert, desto mehr "Entzündung".
Bei wem kommen nun solche erhöhten NO-Konzentrationen vor? Das sind vor allem Menschen mit Asthma bronchiale. Nicht jeder Patient mit Asthma hat auch erhöhte NO-Werte. Um das zu verstehen, muss ich Ihnen kurz etwas mehr zu der Erkrankung erklären. Nicht jedes Asthma ist nämlich gleich. Es gibt allergisches Asthma bronchiale (z.B. bei Allergien gegenüber Gräsern, Bäumen etc.) und nicht-allergisches Asthma. Beim nicht-allergischen Asthma kann man noch weitere Unterformen finden. NO ist regelhaft beim allergischen Asthma erhöht, sowie beim nicht-allergischen "T2-high" Asthma. Jetzt wird es etwas kompliziert... Was soll denn das bitte sein? Also: die weißen Blutkörperchen im Blut sind ein wichtiger Teil unsere Immunsystems. Neben vielen anderen Unterformen gibt es die T-Lymphozyten, und darunter die T-Helferlymphozyten vom Typ 1 und 2. Ohne (noch mehr) ins Detail zu gehen kann man grob unterscheiden, dass bei einigen Patienten mit nicht-allergischem Asthma bronchiale die Entzündung vor allem durch Th1-Lymphozyten vermittelt wird, bei anderen über Th2-Lymphozyten. In letzterem Falle kommt es dann auch deutlich häufiger zu erhöhten NO-Bildungen in den Zellen der Atemwege. Wir können also mit der FeNO-Messung (zumindest zum Teil) unterscheiden, ob ein Asthma eher "T2-high" ist oder nicht. Ist das wichtig? Nicht immer, aber dann auch wieder häufig doch.... Bei leichteren Fällen eines Asthma bronchiale unterscheidet sich die Therapie zwischen den genannten Asthmaformen nicht wirklich (ja, inhalatives Kortison). Bei schwereren Formen gibt es zumindest die Option sehr zielgerichteter Antikörpertherapien. Die Auswahl dieser Therapien richtet sich unter anderem danach, ob das Asthma "T2-high" ist oder nicht. Und deswegen messen wir eventuell bei Ihnen die NO-Konzentration der Ausatemluft.
Gibt es noch andere Gründe zur Messung? Ja, zum Beispiel als Verlaufskontrolle unter Therapie bei Asthma. Waren bei der Erstdiagnose, noch vor Therapiebeginn die FeNO-Werte erhöht, sollten diese dann unter einer adäquaten Medikation (wieder: inhalatives Kortison) abfallen. Ist das nicht der Fall, kann das auf eine nicht ausreichende Dosierung der Inhalativa hindeuten. Auch kommt es im Rahmen von "Exazerbationen", also akuten Verschlechterungen des Asthmas zu erhöhten Werten. Hier können wir dann frühzeitig intervenieren.
Die FeNO-Messung wird nur unter bestimmten Bedingungen von den gesetzlichen Krankenkassen kostenerstattet, und auch nicht als wiederholte Messung zur Therapiesteuerung. Keine Sorge, wir haben auch andere Möglichkeiten Ihr Asthma zu diagnostizieren und die Therapie zu steuern. Als sogenannte "IGeL"-Leistung können Sie, sofern gewünscht, die Untersuchung bei uns durchführen lassen, müssen dann aber die Kosten selbst tragen (ungefähr so viel wie eine Pizza beim Italiener...).
Ein medizinisches Paper mit noch viel mehr Informationen über NO bei Lungenerkrankungen:
https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fphys.2021.687381/full
Christoph Glösenkamp
