Das Schlaflabor
Christoph Glösenkamp
12.07.2023
wozu dieser Aufwand?
Warum schicken wir Sie ins Schlaflabor? Zuhause schlafen ist viel besser, die ganzen Kabel sind unangenehm, und überhaupt, kann man das nicht mit einer App am Handy oder einer Smartwatch messen? Leider nein. Hier ist die detaillierte Erklärung, warum wir Ihnen soviel zumuten:
Eine Polysomnographie, oder Schlafstudie, ist ein komplexer Test, der viele verschiedene Körperfunktionen während des Schlafes aufzeichnet und überwacht.
1. Elektroenzephalogramm (EEG): Das EEG misst und zeichnet die elektrische Aktivität im Gehirn auf. Es ist entscheidend für die Bestimmung der Schlafstadien, da unterschiedliche Schlafstadien - Leichtschlaf, Tiefschlaf, REM-Schlaf (Rapid Eye Movement) - durch unterschiedliche Gehirnwellenmuster gekennzeichnet sind. Schlafstörungen können oft mit Abnormalitäten in diesen Mustern in Verbindung gebracht werden. Ihre Pulsuhr behauptet zwar, dass es Schlafstadien genau unterscheiden kann, kann sie aber nicht (bisher).
2. Elektromyogramm (EMG): Das EMG misst die Muskelaktivität. Während der REM-Phase, wenn die meisten Träume auftreten, sind die meisten Muskelgruppen, mit Ausnahme der Augenmuskulatur und der Atemmuskulatur, gelähmt. Eine erhöhte Muskelaktivität während des REM-Schlafs kann auf eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung hindeuten.
3. Atemfluss und Atembewegungen: Die Messung des Atemflusses und der Bewegungen des Brustkorbs und des Bauches ist wichtig, um Schlafapnoe zu diagnostizieren. Bei einer obstruktiven Schlafapnoe kommt es trotz anhaltender Atemanstrengung zu Atempausen aufgrund einer Blockade der oberen Atemwege. Bei einer zentralen Schlafapnoe stoppt die Atmung während des Schlafs, weil das Gehirn zeitweise aufhört, Signale an die Atemmuskulatur zu senden, was zu einem fehlenden Atemfluss und fehlenden Atembewegungen führt. Das Unterscheiden zwischen diesen beiden Arten von Schlafapnoe ist wichtig für die Behandlungsplanung.
4. Elektrokardiogramm (EKG): Das EKG überwacht die Herzaktivität. Abnormale Herzrhythmen (Arrhythmien) können während des Schlafs auftreten und sind häufig bei Personen mit Schlafapnoe zu finden.
5. Messung des Blutsauerstoffs: Ein Pulsoximeter, das auf dem Finger platziert wird, misst den Sauerstoffgehalt im Blut während des Schlafs. Ein Rückgang des Sauerstoffgehalts kann auf Schlafapnoe oder andere Atemstörungen hindeuten.
6. Messung von Beinbewegungen: Sensoren an den Beinen können unkontrollierte Bewegungen aufzeichnen, die auf eine Störung wie die periodische Gliedmaßenbewegungsstörung hindeuten können.
7. Videoüberwachung: Eine Videokamera zeichnet Ihr Verhalten während des Schlafs auf. Dies kann dazu beitragen, ungewöhnliche Verhaltensweisen während des Schlafs, wie z. B. Schlafwandeln oder andere Parasomnien, zu identifizieren.
Zusammen ergibt sich für uns ein gutes Bild Ihres Schlafes und möglicher Probleme. Deswegen ist die Polysomongraphie, die "Nacht im Schlaflabor" weiter der Goldstandard in der Schlafdiagnostik und wird ggf. von uns bei Ihnen empfohlen.